Chronik Geschichte

1547

Kurfürst Moritz von Sachsen regte 1547 an, zwischen Elster und Saale durch einen Graben eine Wasserverbindung herzustellen. Der Bau des Grabens kam jedoch wegen des Schmalkaldischen Krieges nicht zur Ausführung.

 

1553
August I. wird Herrscher im Kurfürstentum Sachsen (1553 - 1586).

In den 1560er Jahren weitete sich die kursächsische Herrschaft auf die Bistümer Meißen, Merseburg und Naumburg aus und umfasste ab 1575 auch wieder das gesamte Vogtland. Dieses relativ geschlossene Territorium bildete die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg des Landes.

 

1573

Der Kurfürst übernimmt Anteile an der Saline Poserna (bei Weißenfels), um die einheimische Salzproduktion zu befördern.

 

1577
Die Saline Poserna wird unter Leitung des Freiberger Oberbergmeisters Martin Planer ausgebaut.

Erste Vorarbeiten zum Bau des Elsterfloßgrabens.

 

1578 - 1580

Bau des neuen Elsterfloßgrabens von Pödewitz über Zeitz nach Poserna, wo er vermutlich östlich in den Rippach mündete.
Gebaut wurde er mit etwa 400 Spezialisten aus Zwickau und etwa 1200 Fronarbeitern aus der ländlichen Bevölkerung des Stiftes Zeitz, nach den Plänen von Martin Planer und unter Aufsicht von Christian Kohlreiber (zur Versorgung der Saline Poserna). Der Elsterfloßgraben entstand parallel zur Weißen Elster mit einem sehr kleinen Gefälle von ca. 2 cm auf 100 m. Damit konnte die Wasserscheide zur Saale überwunden werden. Die vorhandenen Wege wurden über neu gebaute Brücken geführt. Weiterhin mussten Gewässer, die in Elster oder Saale mündeten, über oder unter den Elsterfloßgraben geführt werden. Dazu wurden Kunstbauten wie Fluter und Gewölbe gebaut bzw. kreuzende Gewässer in den Elsterfloß-graben eingeleitet (z.B. der Trebnitzer Bach). An vielen Stellen des Elsterfloßgrabens wurden Abschläge zur Weißen Elster gebaut, um bei großen Niederschlägen und bei der Schnee-schmelze, die erhöhten Wassermengen abzuleiten.
Nach zwei Jahren Bauzeit wurde mit der Probeflöße begonnen. Der damalige Abschnitt betrug ungefähr 100067 Ellen (eine sächsische Elle = 56,5 cm) ergibt 56,54 km, wobei die Dammkrone 3 m und die Sohle 1 m breit waren (bis zu 700 Liter Wasser pro Sekunde wurde von der Elster in den Elsterfloßgraben eingeleitet).

 

1580 - 1587

Der Elsterfloßgraben wird auf ca. 73 km verlängert, bei Lützen wird ein Teilungswehr errichtet. Zuerst wird der "Lützener Kunstgraben" in Richtung Ellerbach/Persebach gebaut, um die Saline in Teuditz (bei Bad Dürrenberg) zu versorgen bzw. Holz in die Saale zum Weitertransport nach Halle zu leiten. Später wird die Saline in Kötzschau (bei Leuna) angeschlossen und der Floßgraben in die Luppe bei Wallendorf eingeleitet, um auch darüber mit Holztransporten die Saale zu erreichen.

 

1582

Bereits kurz nach der Inbetriebnahme der Saline Poserna zeichnet sich ab, dass der Solebetrieb aufgrund des geringen Salzgehaltes unrentabel wird. Durch das Scheitern des Salineprojektes in Poserna ist Kursachsen weiterhin vom Salz aus Halle abhängig. Zusätzlich sind die Halloren auf eine verlässliche Versorgung mit Brennholz angewiesen. Nach dem Motto "bringstu holz, kriegstu soltz" schließen beide Seiten einen ersten Floßholzkontrakt ab. Die Saline Poserna wird schließlich 1585 geschlossen.

 

1596/1597

Letzte Korrektur der Trassenführung = Verlegung des Elsterfloßgrabenbeginns ca. 3 km Elsteraufwärts, unterhalb von Crossen, zur Erzielung eines günstigeren Gefälles.

 

1608 - 1610

Bau des ca. 25 km langen "Kleinen oder Leipziger Floßgrabens" vom Abschlag bei Stöntzsch über Pegau nach Leipzig zum Floßplatz, um den wachsenden Holzbedarf der florierenden Handelsstadt zu decken. Am Ende hat der Elsterfloßgraben eine Länge von ca. 101 km und ist damit das längste Kunstgrabensystem Europas.

 

1613 - 1616

Bau eines Soleschachtes im Kötzschauer Salzwerk durch Kurfürst Georg I.

 

1614

Einstellung der Salzgewinnung in der Saline Teuditz.

 

1696

Die im 30-jährigen Krieg zerstörte Saline Kötzschau wird wieder aufgebaut, modernisiert und ist mehr als 150 Jahre ein zuverlässiger Lieferant von Salz für die Region.

 

1812

Eröffnung einer chemisch-pharmazeutischen Fabrik in Teuditz durch den Erfurter Apotheker J. B. Trommsdorff.

 

1861

Stilllegung der Salinen in Teuditz und Kötzschau.

 

1864

Der Flößereibetrieb wird aus wirtschaftlichen Gründen auf dem Elsterfloßgraben eingestellt, Braunkohle als Brennstoff und die Eisenbahn als Transportmittel bringen die Scheitholz-flößerei zum Erliegen. In der Folgezeit erwerben Unternehmen Rechte zur Nutzung des Wassers, z.B. die "Mühle" Kötzschau und die Domäne Schladebach.

 

1913

Gründung des Elsterfloßgraben-Zweckverbandes mit der Übernahme der Unterhaltung, Beaufsichtigung und Verwaltung des Elsterfloßgrabens.

 

15.06.1940

Erneuerung der Satzung des Elsterfloßgraben-Zweckverbandes.

 

1950 bis 1960er Jahre

Der Floßgraben wird durch den Braunkohlenabbau oberhalb der Stadt Zeitz unterbrochen.

Die Braunkohlenbetriebe leiten in den unteren Abschnitt Grubenwasser in reduzierter Menge ein.

 

1952

Letzte Unterlagen zum Elsterfloßgraben-Zweckverband danach Übernahme der Unterhaltung des Elsterfloßgrabens vermutlich durch die volkseigenen Betriebe der Wasserwirtschaft in Gera, Halle und Leipzig.

 

01.01.1954

Auflösung des Elsterfloßgraben-Zweckverbandes Merseburg - Zeitz - Weißenfels. Die Aufgaben hat der VEB Wasserwirtschaft "Weiße Elster" Gera, am Stadion in Zeitz übernommen (siehe Liquidation Zeitungsbericht vom 16.03.1954).

 

1958

Übergabe an die neu gegründete Wasserwirtschaftsdirektion Saale-Weiße Elster. Einschneidende Änderungen für Verlauf und Nutzung des Elsterfloßgrabens auf dem Gebiet der damaligen Bezirke Halle und Leipzig durch den Aufschluss des Tagebaus Profen. Auf einer Länge von ca. 11 km wurde der Elsterfloßgraben über baggert.

 

1975

Übergabe der Verantwortung an die Wasserwirtschaftsdirektion Saale-Werra.

 

1970er bis 1980er Jahre

Das staatliche Interesse am Floßgraben ist wegen fehlender wirtschaftlicher Bedeutung gering, dass er 1975 kurzerhand vor der "Mühle" Kötzschau in den Bach geleitet wird. Der Rest des Grabens bis zur Mündung fällt trocken und wird aufgegeben, teilweise untergepflügt. In Kötzschau dient die trockene Mulde als Müll- und Aschenkippe. Erst 1988 erhält das noch existierende Grabensystem den Status eines "Technischen Denkmals", der von den Bundes-ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen übernommen wird.

 

1990
Anfang der 90-er Jahre begann die Rekultivierung des Tagebaues Profen. Zur Ableitung von Sümpfungswasser wurden Teilabschnitte des ursprünglichen Grabensystems auf einer weiter östlich liegenden Trasse neu geschaffen.

Mit der Gründung der neuen Bundesländer zerfiel die einheitliche Verantwortung für die Unterhaltung des Elsterfloßgrabens auf mehrere Dienststellen, Verbände und Gemeinden in den Freistaaten Thüringen und Sachsen sowie in Sachsen-Anhalt. Nach Bildung des Staatlichen Amtes für Umweltschutz Halle/S. (STAU) führte dieses die Unterhaltung des Elsterfloßgrabens weiter. 

 

1993/1994

In einer gemeinsamen Initiative des Staatlichen Amts für Umweltschutz Halle, Bereich Merseburg und des Gemeinderats Kötzschau wird der Abschnitt von der "Mühle" bis zum Kreuzungsbauwerk Schladebach von Müll beräumt, saniert, teilweise neu abgedichtet und erfolgreich revitalisiert.

 

2001

Gründung Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) und Übernahme der Unterhaltung des Elsterfloßgrabens auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt.

 

2014

Die Flößerei wird in das "Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" von Deutschland aufgenommen. 
Gemeinsam mit Vereinen aus ganz Europa wird gegenwärtig die Nominierung der Flößerei für die UNESCO-Anerkennung als "Immaterielles Kulturerbe der Menschheit" angestrebt.

Die Kenntnisse über das Handwerk Flößerei sollen auch hier in der Region weitergegeben werden.

 

01.12.2022 Flößerei ist Immaterielles Kulturerbe der Menschheit

Die Flößerei ist heute von der UNESCO als „Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“ anerkannt worden! Was für ein Erlebnis, bei dieser Entscheidung live dabei sein zu dürfen. Wir als internationale Flößer-Gemeinschaft sind stolz und glücklich. Es ist ein motivierender Moment für alle Flößerinnen und Flößer, die sich der Bewahrung und Weiterentwicklung dieser Handwerkskunst mit Leidenschaft verschrieben haben und ihr Wissen und Können den nachfolgenden Generationen weitergeben. Vielen Dank, UNESCO!

Dr. Frank Thiel

 

Literatur:

Andonov, Svetoslav u. a.: Der Elsterfloßgraben. Geschichte und Gestalt eines technischen Denkmals.

PRO Leipzig 2005.

Förderverein Elsterfloßgraben e.V.

- Gemeindezentrum -

Schulstraße 12

06722 Wetterzeube

zur Zeit nur über Fon und Mail erreichbar

Fon: 0170 320 49 66

Mail: elsterflossgraben[at]gmx.de

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